Märchen

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Zwerg Nase

Lösung: Der Zwerg Nase ist ein Märchen von Wilhelm Hauff, das dieser 1826 in seinem Märchen-Almanach auf das Jahr 1827 für Söhne und Töchter gebildeter Stände veröffentlichte.

 

 Kurzfassung Zwerg Nase

Jakob war mit seinen zwölf Jahren von stattlicher Gestalt, mit schönem Gesicht und frohem Gemüt. Er half seiner Mutter, Gemüse auf dem Markt zu verkaufen. Eines Tages kam eine uralte Frau mit Buckel, einer langen, gebogenen Nase und dünnem Hals an den Stand der Mutter und wollte Kräuter kaufen. Doch der alten Frau war nichts recht, alles warf sie durcheinander, so dass niemand mehr etwas kaufen wollte. Da beschimpfte Jakob die Alte und ließ sich über ihr Aussehen aus. Dies erzürnte sie und sie wünschte ihm eine ebenso lange Nase und keinen Hals.

 

Als sie doch noch ein paar Kohlköpfe kaufte, befahl die Mutter, dass Jakob sie der alten Dame nach Hause tragen möge. Nur unwillig betrat Jakob das Haus der sonderbaren Alten. Da sah er, dass es hier Meerschweinchen und Eichhörnchen gab, die sich wie Menschen benahmen. Die Alte lud ihn zu einer Suppe ein und flüsterte etwas von einem Kräutlein, dass er niemals finden werde.

Nachdem er die Suppe geleert hatte, schlief er noch am Tische ein. Er träumte davon, selbst als Eichhörnchen im Haus zu leben und zu arbeiten. Träumte er dies nur? Nein, es war kein Traum.

 

Sieben lange Jahre blieb Jakob in dem Haus der alten Frau. Er war nicht nur ihr Diener

sondern lernte auch meisterlich das Kochen von außergewöhnlichen Speisen.

Eines Tages geschah etwas, dass alles ändern sollte. Jakob, der so lange ein Eichhörnchen

gewesen war, fand ein besonderes Kraut. Er schnupperte daran und es geschah ein Wunder:

er verwandelte sich wieder in menschliche Gestalt.

 

Als er freudig zu seiner Familie zurückkehrte, erkannte ihn niemand. Auch die geliebte Mutter und sein Vater verspotteten ihn als grässlichen kleinen Zwerg und jagten ihn davon. Jakob sah in einen Spiegel: tatsächlich hatte er sich in einen Zwerg mit langer Nase, Buckel und ohne Hals verwandelt. Er weinte bitterlich. Als er aufgehört hatte zu weinen, beschloss er Koch zu werden.

Er ging zum Hofe des Herzoges von Frankistan. Dessen Küchenmeister war schnell von Jakobs Talent überzeugt und auch der Herzog war ganz verzückt von den neuen Speisen. Noch mit vollem Mund rief er laut: „Stellt ihn als Unterküchenmeister an und nennt ihn Zwerg Nase“.

 

Nach zwei Jahren im Dienste des Herzoges ergab es sich, dass Jakob Gänse kaufte. Kurz darauf begann eine Gans zu ihm zu sprechen. Jakob erschrak. Sie erzählte ihm, dass sie Mimi, die Tochter eines Zauberers aus Gotland, sei. Auch sie war einst von einer bösen Fee verwunschen worden.

Nun aber kenne sie sich gut mit Zauberkräutern aus und sagte zu Jakob, dass er jenes Kraut

finden müsse, das ihn verwandelt habe, um erlöst zu werden.


 

Als der Herzog Besuch von einem Fürsten bekam, kochte Jakob für ihn besondere Speisen.

Der fremde Gast war ganz verzückt von Jakobs Kochkünsten. Doch dann verlangte er die Königin aller Speisen: die Pastete „Souzeraine“. Diese kannte Jakob nicht. Seine Gans Mimi wusste Rat

und er bereitet die Pastete zu. Jedoch fehlte dem Fürst darin das Kräutlein „Niesmitlust“.

Wenn er die Pastete nicht mit dem Kräutlein zubereiten würde… ratsch, wäre ab der Kopf. Oh, oh! Doch Mimi konnte helfen. „Es ist gerade Neumond, um diese Zeit blüht das Kräutlein unter alten Kastanienbäumen.“ Sie suchten und fanden es.

 

Als Jakob daran roch, verwandelte er sich wie durch Zauberei zurück in einen schönen Jungen mit langem Hals und ohne lange Nase und ohne Buckel. Er flüchtete vom Hofe und zum Dank brachte er Mimi zurück zu ihrem Vater, der auch sie erlöste. Für Mimi und Jakob wurde von nun an alles gut. Ob sie sich küssten oder heirateten? Davon erzählten die Leute nichts. Aber möglich, ja, möglich ist es schon. Bestimmt haben sie. Ganz bestimmt.

 

Zwischen dem Herzog und dem Fürst jedoch kam es zu einem großen Krieg, dem sogenannten „Kräuterkrieg“, der nur durch eine richtig zubereitete Souzeraine, also den „Pastetenfrieden“, beendet werden konnte. Das jedenfalls erzählten sich die Leute. Leute reden gern über Kriege und Essen.