Märchen

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Sternenmärchen

Kennt Ihr Märchen mit Sternen?

Drei mehr oder weniger bekannte Märchen gibt es hier zum Nachlesen.

Aber fragt Eure Freunde, Familie, wer kennt noch ein schönes Märchen über Sterne?

Wie die Milchstraße an den Himmel kam

Ein Märchen aus Estland

Bei der Schöpfung bekam Ilmatütar, die Tochter der Witterung, den Auftrag, für die Vögel zu sorgen und sie zu schützen. Sie empfing im Frühling die heimkehrenden Vögel und stärkte und fütterte sie, wenn sie auf ihren Flug nach Norden ausruhten. Wenn der Herbst nahte, sammelte sie wieder die Zugvögel und wies ihnen den Weg nach Süden. Ilmatütar war die schönste der Himmelstöchter. Der Ruf ihrer Schönheit ging über den ganzen Himmel, alle Gestirne wollten sie freien.

Zuerst kam der Abendstern. Doch sie sprach: „Du bist nicht dein eigener Herr, du bist nur der Begleiter der Sonne, jemand wie du taugt nicht zu meinem Gemahl“.

Nach einer Weile fuhr der Polarstern vor. Doch sie sprach: „Ich will dich nicht zum Manne, du musst immer auf deinen dir vorgeschriebenen Platz bleiben und darfst dich nicht fortrühren. Solch ein Leben würde mir nicht gefallen.“

Nicht lange darauf kam der Mond in einem silbernen Wagen vorgefahren. Doch Ilmatütar wies ihn ab: „Lieber Mond, du bist allzu veränderlich, auf dich ist kein Verlass“.

Kurze Zeit wies sie auch den Sonnenjüngling ab: „Auch deine Frau will ich nicht werden. Tag für Tag musst du die gleiche Himmelsstraße entlang ziehen“.

Nun verging einige Zeit, bis ein diamantener Wagen mit dem Herren des Nordlichts vorfuhr. Ilmatütar empfing den Freier, verneigte sich und sprach: „Du bist dein eigener Herr, du ziehst über die Himmel, wenn es dir recht ist, und ruhst dich aus, wenn es dir gefällt, und erscheinst in immer wieder in neuen Kleidern. Du bist der richtige Gemahl für mich“! Sie verlobten sich und waren sehr glücklich miteinander. Doch nach Mitternacht machte sich der Herr des Nordlichts auf den Weg und sprach: „Bald komme ich wieder, schmücke dich mit meinen Geschenken und bereite alles vor“. Dann fuhr er davon und Ilmatütar bereitete die Hochzeit vor und legte den Brautschleier an.

Sie wartete und wartete. Tage und Nächte vergingen, doch ihr Verlobter kam nicht wieder. Sie wurde traurig und weinte viel. Im Frühling bestand keine Hoffnung mehr. In ihrem Kummer vergaß sie, für die Vögel zu sorgen. Da flatterten diese hilflos umher und einige flogen zu Altvater, dem Schöpfer, und klagten ihm ihre Not. Er zeigte Erbarmen und sandte seine Boten, die Winde, zur Erde hinab.

Diese hoben die weinende Ilmatütar auf, trugen sie empor und betteten sie ins Himmelsgewölbe. Damit sie aber nicht zur Erde zurückfalle, hefteten sie ihren Brautschleier mit den unzähligen Diamanten, mit denen sie geschmückt war, am Himmelsbogen fest. Der Schleier ist heute noch zu sehen und wird die Milchstraße genannt.

Die Sterntaler

Ein Märchen der gebrüder Grimm

Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter gestorben, und es war so arm, dass es kein Kämmerchen mehr hatte, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr hatte, darin zu schlafen, und endlich gar nichts mehr als die Kleider auf dem Leib und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt hatte. Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld.

Da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: »Ach, gib mir etwas zu essen, ich bin so hungrig.« Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte: »Gott segne dir’s«, und ging weiter. Da kam ein Kind, das jammerte und sprach: »Es friert mich so an meinem Kopfe, schenk mir etwas, womit ich ihn bedecken kann.« Da tat es seine Mütze ab und gab sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam wieder ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror: da gab es ihm seins; und noch weiter, da bat eins um ein Röcklein, das gab es auch von sich hin.

Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und das fromme Mädchen dachte: »Es ist dunkle Nacht, da sieht dich niemand, du kannst wohl dein Hemd weggeben«, und zog das Hemd ab und gab es auch noch hin.

Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel, und waren lauter blanke Taler; und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an, und das war vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es sich die Taler hinein und war reich für sein Lebtag.

Der Prinz und der Abendstern

Märchenverfilmung nach dem Märchen „Mondmann, Sonnenmann und Windmann“ von Božena Němcová
 
Prinz Velen und seine drei Schwestern führen ein glückliches Leben auf dem Schloss ihres Vaters. Dieser macht sich jedoch große Sorgen: seine Kinder sind seiner Meinung nach viel zu unreif; für Lenka, Elenka und Helenka wird es Zeit für Ehemänner und Velen sollte endlich lernen, die königlichen Pflichten zu übernehmen. Als er mit seinem besten Freund, dem Hofnarren, auf die Jagd geht, überlässt er dem Prinzen die Herrschaft über seine drei Schwestern, die sogleich von ihm fordern, dass er sich nicht nur über sie lustig macht sondern auch Freier für sie findet. Nach einigem Spott nimmt Velen diese Aufgabe durchaus ernst und quält sich eine Weile mit Nachdenken ab.
 
Er klagt dem Abendstern sein Leid, der in Gestalt einer schönen Prinzessin zu ihm kommt und gegen einen Kuss Abhilfe verspricht. Kurz darauf betäubt sie Velen mit einem Zauber; als er wieder erwacht, ist sie verschwunden. Dafür tauchen nacheinander der Windmann, der Mondmann und der Sonnenmann auf und nehmen je eine seiner Schwestern als Braut mit. Velen ist zunächst erleichtert. Aber als sein Vater nach Hause kommt, bezeichnet er Velen als geisteskrank.
 
Gekränkt verschwindet der Prinz und macht sich auf die Suche nach seinen Schwestern. Beim Versuch, mit Abendstern zu sprechen, in die er sich verliebt hat, lernt er den Wolkenmann kennen, der ihm empfiehlt, sich von Abendstern fernzuhalten, da er sie selbst als Braut begehrt. Seinem Vater tut indessen die grobe Behandlung des Prinzen leid. Er will sich auf Rat seines Freundes hin schon auf die Suche nach ihm und den Prinzessinnen machen, als die drei Mädchen mit ihren Ehemännern auftauchen und ihm versichern, dass es ihnen gutgehe.
 
Velen trifft auf ein Wirtshaus, wo er an ein paar hinterlistige Adlige und den Wirt seinen gesamten Besitz inklusive Kleidung verliert und hart arbeiten muss, um die Schulden loszuwerden, die er nach einem Trinkgelage beim Wirt hat. Drei Knechte geben ihm schließlich Kleidung und etwas zu essen, damit er gehen kann. Im Gebirge gerät er mit einem Mann und dessen beiden Freunden aneinander, denen er zunächst geholfen und von seinem Essen abgegeben hat, die ihn aber schließlich um seinen Anteil an ihrem Essen betrügen wollten.
 
Plötzlich findet sich Velen in seiner eigenen Kleidung auf einer Wiese wieder. Abendstern begrüßt ihn freudig und heißt ihn im Himmelsschloss willkommen. Der Wolkenmann taucht auf und will Abendstern mitnehmen, aber diese weigert sich. Velen bedroht den Wolkenmann, der aber erst dann verschwindet, als die drei Schwager des Prinzen hinter dessen Rücken auftauchen. Sie sind so schnell wieder weg, dass Velen ihre Anwesenheit nicht bemerkt hat, und obwohl er am Himmel Sonne, Mond und Wind mit einem heftigen Gewitter zusammentreffen sieht, glaubt er, den Wolkenmann selbst vertrieben zu haben. Abendstern verschweigt ihm die Wahrheit und die beiden heiraten. Doch nachts schleicht sich Velen von seiner Braut fort, einem seltsamen Geräusch durch das Himmelsschloss folgend, und findet den gefesselten Wolkenmann, der ihm von der Hilfe seiner Schwäger erzählt. Velen fühlt sich herausgefordert und befreit aus Versehen den Wolkenmann, der verschwindet und Abendstern mitnimmt.
 
Velen wird erneut ohnmächtig und erwacht in der Wüste. Seine Schwäger tadeln ihn wegen seines Verhaltens und geben ihm eine recht eigenwillige Beschreibung zum Schloss des Wolkenmannes, wo Abendstern gefangen gehalten wird. Velen macht sich auf den Weg und besteht, dort angekommen, drei Aufgaben, von denen die letzte der Kampf gegen den Wolkenmann ist. Bei jeder Aufgabe steht ihm einer seiner Schwäger zur Seite, und schließlich kann er den Widersacher erstechen. Abendstern betäubt ihn erneut.
 
Als Velen diesmal erwacht, befindet er sich vor dem heimatlichen Schloss und sein Pferd ist wieder da. Der König ruft ihn herein und bringt ihn zu seinen Schwestern, die sich über das Wiedersehen freuen. Die drei Schwäger berichten ihm, dass sie ihm die Schwierigkeiten auf seiner Reise gemacht haben, um ihn auf die Probe zu stellen und auch zu belehren. Als auch Abendstern, die außerdem die Schwester von Windmann, Sonnenmann und Mondmann ist, wieder auftaucht, findet alles ein glückliches Ende.